Ein Leuchtturm des Reggae über die Hoffnung, dass alles gut wird – und die Sorge, dass es das nicht wird
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In den Jahren vor der Aufnahme von Bob Marleys neuntem Album Anfang 1977 erlebte Jamaika einen enormen Anstieg politischer Gewalt. Banden und paramilitärische Gruppen, die mit den beiden größten Parteien des Landes – der Jamaica Labour Party und der People’s National Party – verbunden waren, töteten sich gegenseitig in dreistelliger Zahl. Kurz vor den Wahlen im Dezember 1976 wollte Marley mit dem „Smile Jamaica Concert“ die Stimmung entschärfen, wurde jedoch zwei Tage vor dem Konzert bei einem Überfall auf sein Haus niedergeschossen. Er trat trotzdem auf.
„Everything’s gonna be alright“? Auf „Exodus“ geht es um die Spannung zwischen der Hoffnung, dass alles gut wird, und der schleichenden Sorge, dass es nicht so sein wird. Marley nahm das Album während seines selbst auferlegten Exils in London auf – eine Distanz, die seinen Optimismus in Bezug auf Jamaika eher vorsichtig erscheinen ließ. Und auch, wenn seine politischen Ansichten noch nie so sehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestanden hatten, waren die ermutigendsten Songs des Albums eher persönlicher, romantischer und spiritueller Natur: „Three Little Birds“, das verzweifelte „Waiting In Vain“ und das sein Vermächtnis prägende „One Love / People Get Ready“.
„‚Exodus‘ ist das bahnbrechendste Album von Bob und der Band in Bezug auf die Bedeutung für sie als Künstler:innen wie auch für die Musik im Allgemeinen … Es war ein so revolutionärer Sound.“