Geschmeidige Beats, harte Reime: das bahnbrechende Meisterwerk des Clans
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1993 bot der Wu-Tang Clan eine düstere, schmutzige Alternative zum barock anmutenden Gangster-Kino des G‑Funk: Wenn die opulenten Grooves von Dr. Dre das musikalische Äquivalent zu „Terminator 2“ waren, so konnte man die kratzigen, blutigen, verzerrten Produktionen von RZA auf ihrem Debütalbum als „Reservoir Dogs“ sehen. Von der Insel Staten Island, im Hip-Hop eher unterrepräsentiert, kam ein ganz eigener Sound: rostig wirkende Soul-Breaks, Fragmente aus obskuren Kung‑Fu-Filmen, breit angelegte Keyboard-Melodien, die Sounds einer Bandmaschine, Knacken, Stottern.
Wu‑Tang schlug als neunköpfige Posse mitten im Post-MTV-Zeitalter kleiner Crews auf. Er war geprägt von einer Mischung aus Stilistiken und Stimmen: die gewaltaffine Beat-Poesie von Raekwon, Ghostface Killah und Inspectah Deck. Ol’ Dirty Bastards trunken wirkendes Wechselspiel von Gesang und Geschrei. Die anspruchsvollen Worte und wissenschaftlichen Flows von GZA und Masta Killa. Das laute Coaching von RZA. Die raue Heiserkeit von U‑God. Und der geschmeidige Flow von Method Man, der bereits mit seinem gleichnamigen Track im Rampenlicht stand.
Die melancholischen Erinnerungen „Can It Be All So Simple“, „C.R.E.A.M.“ und „Tearz“ bildeten eine Trilogie eindringlicher Erzählungen. Doch ansonsten bot der Clan kaum einfache Zugänge zu seiner Mythologie und Poesie. Eher stand er für eine Art Tumult, der bis heute nachwirkt. Von den ebenfalls Crew-orientierten Odd Future bis hin zum wortgewandten Logic, vom Mafiosi-inspirierten Pusha T bis zum wilden Young Thug: Alle schulden sie dem Wu‑Tang Clan ihren Dank.