Die Düsseldorfer Band verband elektronische Experimente mit futuristischer Philosophie.
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Kraftwerk haben sich nie gescheut, sich neu zu erfinden. Ihre elektronische Periode läuteten sie 1974 mit den klingenden Arpeggios von „Autobahn“ ein. Ihre Synth-Pop-Ära begann ernsthaft mit „Radio-Activity“ aus dem Jahr 1975, auf dem sie kürzere Songs und knackigere Hooks erforschten. Mit „Trans-Europe Express“ perfektionierten sie 1977 ihre Mischung aus elektronischen Experimenten und futuristischer Philosophie.
„Trans-Europe Express“ machte Kraftwerk zu so etwas wie Deutschlands Antwort auf Andy Warhol – mit Musik für die Massen erfanden sie eine neue Art von konzeptioneller Kunst. Das Album enthält einige ihrer einflussreichsten Klänge: Die Melodie des Titeltracks sollte die Grundlage für Afrika Bambaataas „Planet Rock“ bilden, während der mahlende Rhythmus von „Metal On Metal“ ein paar Jahre später den Techno mitprägen sollte. Von der Stimmung her ist das Album hin- und hergerissen zwischen grenzenlosem Optimismus und dunkleren, zweifelnden Tönen. Es liegt an den Hörenden, zu entscheiden, ob die glückseligen Vocoder des Schlusstracks „Endless Endless“ wirklich hoffnungsvoll sind oder ein verwegener Blick in eine posthumane Zukunft.
„Es ist ein bahnbrechendes Album in der elektronischen Musik [und] eines meiner absoluten Lieblingsalben. Ich weiß noch, wie ich einen Joint geraucht habe und es auf wirklich lauten Boxen hörte, und ich dachte, ich hätte Gott gesehen.“