Eine Solointerpretin auf dem Höhepunkt ihres Schaffens und eine Grenzgängerin zwischen den Genres.
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„I Put a Spell On You“ wurde zu einem von Nina Simones erfolgreichsten Alben. Der Titelsong, eine von Streichern getragene, melodramatische Coverversion des Rockklassikers von Screamin’ Jay Hawkins, erwies sich als ihre erfolgreichste Single seit ihrem Debüt. Zum bekanntesten Stück des Albums avancierte aber „Feeling Good“: Die Grandezza der Bläser und des Orchesters kann Simones stimmlicher Kraft in dem völlig neu interpretierten Musicalklassiker kaum das Wasser reichen. Es ist der seltene Fall einer feierlichen Hymne, die in Moll gehalten ist.
„Egal, was sie tut: Man hat den Eindruck, sie meint es.“
Simone widersetzte sich der recht limitierenden Bezeichnung als Jazzsängerin, indem sie vielen verschiedenen Arten von Liedern ihren Stempel aufdrückte. Auch der Begriff Popsängerin greift zu kurz: Ihre Darbietung bleibt immer prägnant, ungeachtet der Orchestrierung der Musik. Auch die Interpretationsweise anderer Künstler:innen vor oder nach ihr hat keinen Einfluss auf ihre Einzigartigkeit. Ob sie Musicalnummern neu in Szene setzt („Beautiful Land“), sich vorübergehend in eine Chanteuse verwandelt („Ne Me Quitte Pas“, eines von drei ursprünglich auf Französisch geschriebenen Stücken) oder lässig vertraute R&B-Songs wie „Gimme Some“ zum Besten gibt, Nina Simone klingt immer gleich gut – und immer nach sich selbst.