Weniger als drei Jahre nach der Beatlemania brachten die Fab Four den Pop auf einen neuen Kurs.
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Eine der großen, möglicherweise wahren Geschichten über „Revolver“ von 1966 handelt von einem Gespräch zwischen Paul McCartney und Bob Dylan: Die beiden sprachen im Londoner Mayfair Hotel über das, woran sie gerade arbeiteten – bei Dylan war das „Blonde On Blonde“. Als Dylan die Tonband-Loops und die Totenbuchpoesie von „Tomorrow Never Knows“ hörte, soll er zu McCartney gesagt haben: „Ah, ich verstehe. Ihr wollt nicht mehr niedlich sein.“
Für eine Band, die weniger als drei Jahre zuvor „I Want to Hold Your Hand“ herausgebracht hatte, stellte „Revolver“ mit seiner vergleichsweise hohen Komplexität in Thematik und Sound ein Wagnis dar: Das Image der Beatles als Popband, auf die sich die ganze Familie einigen konnte, wurde infrage gestellt. Und gleichzeitig brachten die Fab Four den Pop auf einen neuen Kurs zu unbekannten Horizonten.
Den Beatles gelang eine überzeugende Verbindung ihrer Interessen an psychedelischer, experimenteller und klassischer indischer Musik mit Motown („Got to Get You Into My Life“) und dem, was wir heute als klassischen Beatles-Pop bezeichnen („Good Day Sunshine“). Mit „Revolver“ legten sie gleichzeitig die Basis für die Idee eines Popalbums als aufwendiger, in mühevoller Kleinarbeit entstandener Studioproduktion.
„Als ich Paul McCartney traf, sagte ich zu ihm: ‚Weißt du, was ich an den Beatles wirklich geliebt habe? Sie hatten immer die f*****g besten Melodien.‘“