Eine emotionale Nabelschau – und eine neue, kühne Richtung im Rap.
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Schon zu seinen Zeiten als Enfant terrible des Underground-Hip-Hop boten die Alben von Tyler, The Creator immer Einblicke in sein Leiden und seine Ängste. Doch erst auf seinem vierten Soloalbum „Flower Boy“ ging Tyler voll in der Rolle des schonungslos offen agierenden Tagebuchschreibers auf. Er strich alle Schockeffekte aus seiner Musik und widmete sich stattdessen Themen wie Einsamkeit und Liebeskummer. Dabei bewegte er sich zwischen den Genres, croonte mal im Falsett der Pharrell-Schule, um im nächsten Moment wüste Reime auszuspucken. So positionierte sich Tyler an der kreativen Schnittstelle von Hip-Hop, Neo-Soul und entspanntem Jazz.
„Flower Boy“ war in vielerlei Hinsicht wegweisend für die Entwicklung der Musik insgesamt, finden sich auf der Gästeliste mit Steve Lacy und Kali Uchis doch zukünftige Stars. Obwohl dazu eine große Auswahl an Freund:innen wie Frank Ocean, Held:innen wie Pharrell Williams und Rap-Superstars wie A$AP Rocky, Lil Wayne und ScHoolboy Q kommt, ist „Flower Boy“ ein zutiefst persönliches Statement eines einzigartigen Künstlers – das Hip-Hop ganz unerwartet auf neue Pfade führte.